Aktuelle Familien-Kolumne

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Nach den Ferien ist vor dem Schulstart – wie Ihr Eure Kinder entspannt zurück in den Alltag begleitet

 

Die letzten Sommertage kleben noch an den Füßen, Strandsand rieselt aus den Schuhen – und plötzlich steht er da: Der erste Schultag nach den Ferien. Manche Kinder freuen sich darauf, andere drücken sich innerlich die Decke wieder über den Kopf. Und ganz ehrlich: Für uns Eltern fühlt sich dieser Übergang auch oft ein bisschen holprig an, oder?

Der Schulstart nach langen Ferien ist ein kleiner Umbruch. Nicht nur im Kalender, sondern auch im Kopf. Und genau da beginnt unsere Aufgabe als Eltern: Unsere Kinder sanft zurück in den Rhythmus begleiten – ohne Druck, ohne Drama.

 

  1. Komm, wir drehen den Takt langsam zurück.

Nach Wochen voller Freiheit, spätem Aufwachen, kaum Struktur, hilft es überhaupt nicht, wenn wir am letzten Ferientag plötzlich „Schulmodus an!“ rufen. Der Schlaf-Wach-Rhythmus unserer Kinder braucht Zeit, um sich umzustellen. Die Schlafforscherin Prof. Dr. Ines Wilhelm betont, wie wichtig ein stabiler Schlafrhythmus für die Gedächtnisleistung ist. Lernprozesse laufen im Schlaf nach – wortwörtlich! Fangt 4–5 Tage vor Schulbeginn damit an, die Schlafenszeiten schrittweise nach vorne zu verlegen – jeweils 15 bis 30 Minuten früher. Und das Aufstehen bitte gleich mit. So findet der Körper wieder in den Takt – ganz ohne Morgenchaos. Und falls ihr Euch doch für den Kaltstart entscheidet und die Ferien bis zum Schluss genießen wollt, ist das auch okay. Dann heißt es Augen zu und durch, auch wenn die Kids dann nicht die beste Laune am Morgen haben und es einfach die erste Woche der Ferien dauert, um wieder im Rhythmus zu sein.

 

  1. Struktur gibt Sicherheit – aber ohne Zeigefinger.

Kinder brauchen Struktur. Nicht weil sie „funktionieren“ sollen, sondern weil sie sich darin orientieren können. Besonders Übergänge wie der Schulstart profitieren von kleinen, klaren Ritualen: Ein fester Frühstücksplatz, der gepackte Ranzen am Vorabend, ein liebevoller Abschiedsgruß an der Tür. Das gibt Halt – auch wenn der neue Stundenplan vielleicht noch wackelt.

Lasst euer Kind bei der Wochenplanung mitreden. Ein großer Familienkalender, in dem auch „Chillzeit“, Spieltreffen oder Hobbys eingeplant sind, schafft Überblick – und fördert das sogenannte „exekutive Funktionieren“ (das ist die Fähigkeit, sich selbst zu organisieren und zu planen, und sie ist übrigens wichtiger als jede Schulnote). Wichtig ist aber, dass Ihr die Verantwortung übernehmt und nicht das Ruder komplett an Eure Kinder abgebt.

 

  1. Gefühle haben Platz – auch die unangenehmen.

Nicht jedes Kind springt am ersten Schultag motiviert aus dem Bett. Und das ist okay. Es ist wichtig, dass wir nicht versuchen, Sorgen oder Widerstände sofort „wegzureden“. Gefühle wollen gesehen, nicht bewertet werden. Sag lieber: „Ich merke, Du bist noch nicht so ganz bereit – magst Du erzählen, was Dich beschäftigt?“ als: „Ach komm, das wird schon, jetzt reiß Dich mal zusammen.“ Kinder bauen emotionale Resilienz auf, wenn sie lernen, dass auch schwierige Gefühle ausgehalten und begleitet werden dürfen. Laut dem dänischen Familientherapeuten Jesper Juul ist genau das die Grundlage für echte Selbstwirksamkeit.

 

  1. Kleine Portionen, große Wirkung.

Nach den Ferien wieder stillsitzen, zuhören, schreiben – das ist für viele Kinder wie ein Kaltstart. Erwartet nicht gleich volle Konzentration oder schulmeisterliche Perfektion. Motivation entsteht durch Erfolgserlebnisse, nicht durch Druck. Kurze, spielerische Wiederholungen zu Hause – z. B. Kopfrechnen beim Kochen, Lesespiele beim Abendritual oder Schreibübungen mit Geheimtinte – aktivieren das Gehirn und machen Spaß. „Low stakes, high joy“ („wenig Einsatz, viel Freude“) – so geht Lernen heute!

 

  1. Und das Allerwichtigste: Du bist der sichere Hafen.

Dein Kind muss nicht perfekt vorbereitet sein. Es muss nicht gleich wieder „abliefern“. Es braucht vor allem eins: Deine innere Ruhe. Deinen Glauben daran, dass es das schaffen wird – in seinem Tempo, auf seine Art. Wenn wir Eltern geerdet bleiben, können unsere Kinder sich entfalten. Auch wenn der Schulstart erst mal holprig ist.

Vielleicht hilft dir dieser Gedanke: Es geht nicht darum, dass der Übergang reibungslos läuft – sondern dass Ihr ihn gemeinsam gestaltet. Und manchmal liegt die größte Stärke darin, den kleinen Schritten Raum zu geben.

Autorin: Britta Peitz

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Britta Peitz

Koordination Familienzentrum Dänischenhagen Schwedeneck Strande

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